29 November 2006

Post- oder doch Hyperkapitalismus?

Eine richterliche Entscheidung des heutigen Tages hat mich mal wieder an unserer Gesellschaft zweifeln lassen. Der sogenannte Mannesmann-Prozess, der keiner war.

Das Verfahren wurde gegen eine Zahlung einer recht beachtlichen Summe eingestellt, ohne irgendwelche Konsequenzen für die Angeklagten. Gut für den Staat, so viel steht fest. Aber was sind die Konsequenzen für die Gesellschaft? Kann man sich mit genug Geld zukünftig frei kaufen? Wieviel kostet dann ein Totschlag? Es sei hier angemerkt, dass es sich tatsächlich um einen Strafprozess handelte und nicht etwa um ein Zivilverfahren. Kann man vielleicht bald im Voraus Geld an den Staat zahlen, damit man Prepaid-Straftaten begehen kann?

Quo vadis Deutschland? Firmen verdienen immer mehr und entlassen trotzdem Angestellte und Arbeiter. Die Chefetagen aller großen Konzerne verdienen so viel Geld, wie ich es mir kaum vorstellen kann, aber die Mitarbeiter müssen länger arbeiten oder Lohneinbußen hinnehmen. Wir müssen künftig bis 67 arbeiten, aber die Arbeitslosigkeit von über 50-Jährigen steigt immer weiter. Es gibt noch viel mehr ähnliche Beispiele.

Mir kommt es vor, als bewegen sich unsere Gesellschaft, die Politik und die Wirtschaft in extrem unterschiedliche Richtungen. Und dies führt über kurz oder lang zum Kollaps. Wir werden es erleben.

Etwas daran ändern? Ich? Ok, lasst uns jetzt gleich auf die Straßen gehen ... oder ... mh ... ach, lieber erst nächste Woche.

2 Kommentare:

Caro hat gesagt…

Hey Jan, was soll denn,bitte, dieser Kulturpessimismus. Also, unser Rechtssystem ist immer noch eins der besten der Welt. Zugegeben unser Strafsystem stammt zu großen Teilen noch aus Kaiser's Zeiten stammen, als Geld (der Bonzen) mehr wert war als (Arbeiter-)Menschenleben. Aber ist es nicht so, dass dieser ganze Pessimismus, der in den letzten Jahren unser Land überschwemmt hat, dazu führt, dass die, die oben sitzen denken, sie könnten sich alles erlauben und auf keine Gegenwehr stoßen? Klar können wir uns nicht mehr vierzig Jahre auf unserem Job ausruhen. Daß über solche Zustände aber öffentlich diskutiert wird, wird früher oder später auch Auswirkungen auf die Politik haben. Wolltest du nicht auch mal für diesen Staat arbeiten? DA kannst du das doch auch mal von innen her aufmischen, hehe. Mann darf sich nur nicht mit allem abfinden. Und immer schön optimistisch bleiben!

Chris hat gesagt…

Sich damit abfinden ist keine wirklich schöne vorstellen, aber auf die Straße gehen bringt vollkommen garnichts (außer Frostbeulen bei diesem Wetter).
Was also tun, wenn man seine Hoffnung nicht an links-öko-liberale Demos haften möchte?

Geht man in die Politik, mit dem Vorsatz alles zu ändern, das Land, die Parteien und die Politik aufzurütteln? Ich befürchte daran sind schon ganz andere gescheitert, vermutlich haben die meisten der heutig Mächtigen selbst mal dieses Ziel verfolgt, aber das "System Deutschland" oder "Demokratie in Deutschland" hat alle in Ihre Schranken gewiesen. Allesamt Mitläufer! Aber mit was???
Wer eine Antwort auf diese Frage hat, möge Sie bitte posten... ;)

Mein Fazit: Deutschland und das aktuelle politische/gesellschaftliche System sind an einem Punkt angelangt, an dem man sich Fragen muss ob es noch funktioniert...